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Allgemeine Informationen zur Digitalisierung im Gesundheitswesen
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bringt viele Veränderungen mit sich, die für Patientinnen und Patienten meist nicht auf den ersten Blick nachvollziehbar sind. In unserem Grundlagenwissen beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um das Thema und helfen dabei, die neuen Technologien besser zu verstehen.
Dieses Wissen ermöglicht es Ihnen, informierte Entscheidungen über Ihre Gesundheit zu treffen, digitale Gesundheitsdienste sicher zu nutzen und Ihre Gesundheitsversorgung aktiv mitzugestalten. So können Sie die Vorteile der Digitalisierung voll ausschöpfen und Ihre Gesundheitskompetenz stärken.
Digitale Medizin
Was ist digitale Medizin?
Digitale Medizin bezieht sich auf den Einsatz digitaler Technologien und Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zur Verbesserung der Diagnose, Behandlung, Überwachung und Verwaltung von Gesundheit und medizinischer Versorgung. Sie umfasst eine Vielzahl von Anwendungen und Werkzeugen, die dazu beitragen, Gesundheitsdaten zu sammeln, zu analysieren und zu nutzen, um die Gesundheitsversorgung besser zu machen.
Zu den digitalen Medizinlösungen gehören unter anderem:
1. Gesundheits-Apps: Anwendungen für Smartphones oder andere Geräte, die es den Benutzern ermöglichen, ihren Gesundheitsstatus zu verfolgen, Symptome zu überwachen, Medikamente zu verwalten und vieles mehr.
2. Telemedizin: Die Bereitstellung von medizinischen Dienstleistungen und Beratung über Telekommunikations- und Informationstechnologien, wie Videoanrufe oder Online-Konsultationen.
3. Wearables und Sensoren: Geräte wie Smartwatches, Fitnessarmbänder und medizinische Sensoren, die biometrische Daten wie Herzfrequenz, Aktivitätsniveau, Schlafmuster und mehr messen und überwachen können.
4. Digitale Bildgebung und Diagnostik: Einsatz von Bildgebungstechnologien wie Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT) und Röntgen in Verbindung mit digitalen Analysewerkzeugen zur schnelleren und präziseren Diagnose von Krankheiten.
5. Elektronische Patientenakten (ePA): Digitale Aufzeichnungen von Patienteninformationen, die den Zugriff, die Organisation und den Austausch von Gesundheitsdaten zwischen verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen erleichtern.
Digitale Medizin hat das Potenzial, die Effizienz, Zugänglichkeit und Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern. Sie ermöglicht es, Gesundheitsdaten besser zu verfolgen, zu analysieren und zu nutzen, um z.B. personalisierte Behandlungspläne zu entwickeln und die Patientenversorgung zu individualisieren.
Was ist die Telematikinfrastruktur?
Gesundheitsdaten
Was versteht man allgemein unter Gesundheitsdaten?
Gesundheitsdaten sind Informationen, die sich auf den Gesundheitszustand einer Person oder einer Bevölkerungsgruppe beziehen. Sie können verschiedene Daten umfassen, wie medizinische Diagnosen, Behandlungsverläufe, Laborergebnisse, Medikamentenverordnungen, aber auch demografische Daten, Lebensstilfaktoren, genetische Informationen und Krankenversicherungsinformationen. Diese Daten werden verwendet, um Diagnosen zu stellen, Behandlungen zu planen, medizinische Entscheidungen zu treffen, Gesundheitsrisiken- und trends zu bewerten und Gesundheitsdienste zu verbessern.
Welche Arten von Gesundheitsdaten gibt es?
Gesundheitsdaten helfen nicht nur, den Gesundheitszustand einer Person und ihre gesundheitlichen Risiken zu verstehen, sondern geben auch Einblicke in die Gesundheitsversorgung.
Man kann Gesundheitsdaten zum Beispiel unterscheiden in:
1. KLINISCHE DATEN
- Diagnosen: Informationen über Krankheiten oder Zustände, die bei einem Patienten diagnostiziert wurden.
- Behandlungsdaten: Details zu medizinischen Behandlungen, Verfahren und Operationen.
- Medikationsdaten: Informationen über verschriebene und verabreichte Medikamente.
- Laborergebnisse: Daten aus Bluttests, Urinanalysen und anderen Laboruntersuchungen.
- Bildgebende Daten: Ergebnisse von Röntgenaufnahmen, MRTs, CT-Scans und Ultraschalluntersuchungen.
- Vitaldaten: Messungen von Blutdruck, Herzfrequenz, Körpertemperatur und anderen lebenswichtigen Funktionen.
2. ADMINISTRATIVE DATEN
- Versicherungsinformationen: Daten über die Krankenversicherung und die Abrechnung von medizinischen Leistungen.
- Termin- und Besuchsdaten: Informationen über Arzttermine, Krankenhausaufenthalte und Notfallbesuche.
3. PATIENTENGENERIERTE DATEN
- Selbstberichte: Informationen, die Patienten über ihren Gesundheitszustand, Symptome und Lebensgewohnheiten bereitstellen.
- Wearable-Daten: Daten von tragbaren Geräten wie Fitness-Trackern, die Aktivitätslevel, Schlafmuster und andere Gesundheitsmetriken aufzeichnen.
4. DEMOGRAFISCHE DATEN
- Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit: Basisinformationen, die in der Regel für statistische und analytische Zwecke verwendet werden.
- Sozioökonomischer Status: Daten über Bildung, Einkommen und Beschäftigung.
5. GESUNDHEITSVERHALTEN
- Lebensstil: Informationen über Ernährung, Bewegung, Rauchen, Alkoholkonsum und andere Verhaltensweisen, die die Gesundheit beeinflussen.
Impfstatus: Daten über erhaltene Impfungen und Immunisierungen.
6. GENETISCHE DATEN
- DNA-Sequenzierung: Informationen aus Gentests, die genetische Prädispositionen für bestimmte Krankheiten und Zustände offenbaren.
- Erbkrankheiten: Daten über genetische Erkrankungen, die in der Familiengeschichte des Patienten vorkommen.
7. PSYCHISCHE GESUNDHEITSDATEN
- Diagnosen und Behandlungen: Informationen über psychische Erkrankungen und deren Behandlungen.
- Therapiesitzungen: Daten über psychotherapeutische Behandlungen und Beratungen.
8. UMWELTDATEN
- Expositionsdaten: Informationen über die Exposition gegenüber Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung, Chemikalien und anderen potenziellen Gesundheitsrisiken.
9. EPIDEMIOLOGISCHE DATEN
- Bevölkerungsdaten: Daten, die auf Bevölkerungsebene gesammelt werden, um Trends und Muster in der öffentlichen Gesundheit zu analysieren.
Diese verschiedenen Arten von Gesundheitsdaten tragen zur umfassenden Erfassung und Analyse der Gesundheit eines Individuums bei und unterstützen sowohl die klinische Versorgung als auch die medizinische Forschung.
Was sind personenbezogene Gesundheitsdaten?
Personenbezogene Gesundheitsdaten sind Informationen über den Gesundheitszustand einer bestimmten Person sowie deren medizinische Versorgung. Diese Daten können verschiedene Aspekte umfassen, wie medizinische Befunde, Testergebnisse, Krankengeschichten und andere gesundheitsbezogene Informationen. Solche Daten sind besonders sensibel und müssen gemäß Datenschutzrichtlinien und -gesetzen geschützt werden. In Deutschland regelt das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) den Umgang mit personenbezogenen Gesundheitsdaten.
Welche personenbezogenen Gesundheitsdaten gibt es?
Personenbezogene Gesundheitsdaten betreffen den Gesundheitszustand eines bestimmten Patienten und sind häufig auch in einer Patientenakte zu finden.
Dazu gehören:
- Stammdaten (Name, Adresse, Geschlecht, Geburtsdatum)
- Krankengeschichte (Anamnese)
- Informationen über aktuelle Erkrankungen, Diagnosen, Therapien (auch Eingriffe) und deren Verlauf
- Informationen zu chronischen Erkrankungen, Vorerkrankungen, Allergien, Unverträglichkeiten
- Informationen zum Impfstatus
- Andere gesundheitsbezogene Informationen (zum Beispiel Gewicht, Körperfettwerte, Blutzuckerwerte, Ernährungstagebuch)
- Medikamentierung
- Laborergebnisse
- Röntgenbilder
- Notfalldaten
- Patientenverfügung
- Im weitesten Sinne auch: Informationen zum Versichertenstatus, Arztrechnungen, Arzttermine etc.
Wem gehören die Gesundheitsdaten?
Gesundheitsdaten gehören in erster Linie den Patienten. Durch die Digitalisierung können Patienten leichter auf ihre Daten zugreifen und sie frei nutzen. Obwohl diese Daten auch Informationen über die behandelnden Ärzte enthalten, gehören sie hauptsächlich den Patienten, da sie die behandelten Personen sind. Die Digitalisierung bringt Eigentum und Besitz der Daten näher zusammen, wodurch die Datensouveränität der Patienten gestärkt wird.
Es gibt jedoch Unterschiede im rechtlichen Verständnis: Im angelsächsischen Raum werden Daten oft als handelbares Gut betrachtet, während sie in Europa als Teil der Persönlichkeit gelten und daher besonders geschützt werden.
Warum sind Gesundheitsdaten so wichtig?
Vorteile für …
… Patientinnen und Patienten
- Wenn Ärztinnen und Ärzte Zugriff auf aktuelle Gesundheitsdaten von Patienten haben, können sie eine effizientere, sicherere und individuellere medizinische Versorgung bieten.
- Patienten, die ihre eigenen Gesundheitsdaten einsehen können, verstehen besser, wie sich ihr Gesundheitszustand entwickelt. Dadurch können sie ihre Lebensweise gezielter an ihre Erkrankung anpassen, was Behandlungsergebnisse und Lebensqualität verbessern kann. Außerdem können sie besser mit ihren Ärzten und Therapeuten kommunizieren und Therapieoptionen besprechen.
- Gesundheitsdaten, die für wissenschaftliche Forschung freigegeben werden, können die Entwicklung neuer Medizinprodukte und Therapien beschleunigen.
… das Gesundheitssystem
- Unter Zuhilfenahme von bestimmten Gesundheitsdaten lassen sich dringend im Gesundheitswesen benötigte Technologien entwickeln bzw. verbessern, die z.B. …
- gesundheitliche Risikofaktoren erkennen und Diagnosen beschleunigen können.
- Übertragungswege von Erkrankungen erkennen und so Krankheitsausbreitungen vorbeugen können.
- Ergebnisse von Behandlungsmöglichkeiten vorhersagen und die Wirksamkeit von Behandlungen steigern können.
- die Qualität und Sicherheit von Therapien verbessern können.
… Medizinisches Personal
- Mediziner, Therapeuten und Gesundheitsunternehmen können Gesundheitsdaten nutzen, um…
- Abläufe und Prozesse im Gesundheitswesen so zu verbessern, dass Patienten schneller, effizienter, effektiver und individueller behandelt werden können.
- Einblicke für strategische Planung und Qualitätsverbesserung zu gewinnen,
- Ressourcen im Gesundheitswesen effizienter zu nutzen,
- mehr klinische Forschung zu betreiben.
… Forschung
- Mit Gesundheitsdaten können Forschungsinstitutionen und wissenschaftliche Verbände neue Diagnose-, Behandlungs- und Vorsorgemöglichkeiten entwickeln, wie z.B.:
- neue Arzneimittel zur Behandlung schwerer Erkrankungen
- tragbare Infusionspumpen, die Patienten automatisch kontinuierlich kontrollierte und individuell angepasste Dosen eines Arzneimittels verabreichen (z.B. Insulin bei Diabetes-Patienten)
- intelligente Überwachungssysteme, die einen Alarm auf dem Smartphone des Patienten auslösen, wenn z.B. nach einer Blutmessung dringender Handlungsbedarf besteht.
Was ist eine Datenspende?
Eine Datenspende ist die freiwillige Bereitstellung von persönlichen Daten, insbesondere Gesundheitsdaten, für wissenschaftliche Forschungszwecke. Diese Daten stammen z.B. aus medizinischen Untersuchungen, von Fitness-Tracking-Geräten oder elektronischen Gesundheitsakten und werden nur anonymisiert oder pseudonymisiert genutzt. Rückschlüsse auf die Identität der Spender werden dadurch erschwert oder unmöglich. Ziel einer Datenspende ist es, durch die Auswertung dieser Daten wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, die zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und zur Entwicklung neuer Therapien und Medikamente beitragen können. Die Webseite www.vernetzen-forschen-heilen.de informiert anschaulich über die Nutzung von Patientendaten für medizinische Forschungszwecke und die Einwilligungserklärung (Broad Consent).
Was versteht man unter "Broad Consent"?
„Broad Consent“ bedeutet „breite Einwilligung“. Mit Unterzeichnung dieser Einwilligungserklärung stimmt ein Patient zu, dass seine Patientendaten deutschlandweit für vielfältige Forschungszwecke verwendet werden dürfen.
Da sich in der Zukunft bisher unbekannte Forschungsfragen ergeben können, ist diese Einwilligung etwas allgemeiner formuliert. Dadurch kann die Forschung schnell auf unvorhersehbare Aufgaben reagieren. Die Einwilligung kann jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufen oder geändert werden.
Mehr Informationen zur Patienteneinwilligung zur Datenspende gibt es unter www.vernetzen-forschen-heilen.de / www.data4life.care und in unserem Flyer „Patientendaten für die Forschung in der Medizin“.
Elektronische Patientenakte (ePA)
Was ist die elektronische Patientenakte (ePA)?
In der elektronischen Patientenakte lassen sich alle möglichen Informationen zur eigenen Krankengeschichte digital an einem zentralen Ort speichern. Dazu zählen Befunde und Diagnosen, aber auch Behandlungsberichte oder Informationen zur empfohlenen Therapie. Welche Informationen in die elektronische Patientenakte aufgenommen werden und wer wie lange darauf Zugriff hat, bestimmen die Patienten selbst. Versicherte können sich eine elektronische Patientenakte (ePA) als App kostenlos von ihrer Krankenversicherung zur Verfügung stellen lassen. Ab 2025 erhalten alle gesetzliche Versicherten automatisch eine elektronische Patientenakte, sofern sie der Einrichtung nicht widersprechen.
Weitere Hinweise zu Vorteilen und Nutzung der ePA stellt das Bundesgesundheitsministerium auf seiner ePA-Informationsseite bereit, u.a. auch ein Erklärvideo (youtube) zur elektronischen Patientenakte und der ePA-App.
Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)
Was sind digitale Gesundheitsanwendungen?
Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) sind spezielle Apps oder Programme, die dazu beitragen können, Krankheiten zu behandeln oder gesundheitliche Probleme zu verbessern. Sie erfassen medizinische Informationen, überwachen den Gesundheitszustand oder bieten Unterstützung. Eine DiGA hat immer mindestens eines dieser Ziele:
- Verbesserung des Gesundheitszustands
- Verkürzung der Krankheitsdauer
- Verlängerung des Überlebens
- Steigerung der Lebensqualität
DiGA können von Ärzten oder Psychotherapeuten verordnet oder nach Genehmigung durch die Krankenkasse zur Verfügung gestellt werden.
Wie wirken digitale Gesundheitsanwendungen – so wie Medikamente?
Digitale Gesundheitsanwendungen können verschiedene Wirkungen haben, aber sie funktionieren nicht wie Medikamente. Sie können beispielsweise dabei helfen, Gesundheitsdaten zu verfolgen und somit einen Therapieverlauf zu dokumentieren und entsprechende (Be-)Handlungsempfehlungen zu geben, Verhaltensänderungen zu fördern oder den Zugang zu Gesundheitsdiensten zu verbessern.
Was kosten digitale Gesundheitsanwendungen?
Die Kosten für digitale Gesundheitsanwendungen variieren je nach Anbieter, Funktionalität und Nutzungsmodell. Einige Apps sind kostenlos, während andere eine einmalige Gebühr oder ein Abonnement erfordern können. Wird eine App vom Arzt verschrieben, werden die Kosten dafür von der Krankenkasse übernommen.
Wer übernimmt die Kosten für digitale Gesundheitsanwendungen?
Die Kosten für digitale Gesundheitsanwendungen können von verschiedenen Parteien getragen werden, einschließlich der Nutzenden selbst, Krankenkassen oder Arbeitgebern, abhängig von den jeweiligen Vereinbarungen und Versicherungsleistungen.
Wer entscheidet darüber, welche digitalen Gesundheitsanwendungen von der Krankenkasse übernommen werden?
Passwortsicherheit
Warum ist die Sicherheit beim Passwort wichtig?
Ein Passwort muss sensible Daten auf E-Mail-Konten, beim Online-Banking oder Online-Shopping schützen können. Sind die Kennwörter zu einfach gewählt, ist es für Hacker oft leicht, diese auszulesen und die ergatterten Daten für kriminelle Zwecke zu verwenden.
Was macht ein sicheres Passwort aus?
Passwörter sollten möglichst kompliziert aufgebaut sein, damit ein Zugang zu den dahinter verborgenen Daten so schwer wie möglich gemacht wird. Sowohl die Struktur als auch die Anzahl der gewählten Zeichen beeinflussen, wie sicher ein Kennwort ist.
- Empfohlene Länge: mindestens acht Zeichen, idealerweise jedoch 12 Zeichen oder länger (je länger das Passwort ist, desto schwieriger ist es zu knacken.)
- Empfohlene Struktur: eine Kombination aus Zahlen, Buchstaben und anderen Zeichen (inkl. Abwechslung zwischen Klein- und Großschreibung)
Real existierende Begriffe oder Namen sind zu vermeiden.
Ein Beispiel für ein sicheres Passwort ist: MDuR2s-mRrQ#
Wie sicher ist mein Passwort?
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